Ein
Brief von Amerika, Januar 1868
Letter from America, January
1868
Maria Anna Nieland hat für die Familie
Jasper in Landkreis Dyersville, Iowa für mehrere Jahre gearbeitet,
nachdem sie in 1867 ausgewandert hat. Dieser alte Brief wurde von
den Arbeitgeber von Anna, Johann Heinrich Jasper, in 1868 geschrieben.
Wir glauben, daß Henry Nieland diesen Brief mit ihm nach Amerika
gebracht hat, als er im August 1869 ausgewandert hat.
Umschreibt und Übersetzt von Annegret Kmeth.
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An
unsern Freund Franz,
Dreierswille den 25. Januar 1868
Vielgeliebter Freund!
Ich ergreife die Feder um Dir auch endlich einen
Brief zu schreiben. Ich weiß gewiß, das Du schon lange
auf einen Brief von uns gehofft hast, weil wir Dir sagten, daß
wir Dir schreiben wollten. Dieses unseres Versprechen will ich
jetzt in Erfüllung gehen lassen.
Des ersten Tages abends, kamen wir in Münster
an, dann fuhren wir mit der Eisenbahn von Münster nach Bremen,
wo wir uns bei einem Wirt 2 Tage aufhielten. In dieser kleinen
Reise hatten wir schon viel Neues erlebt. Allein dies war noch
nichts, nämlich als die zwei Tage um waren, machten
wir uns dem Schiff und sogleich auch der großen See. Wir
sahen dort das große Schiff worin 1000 Mann und 103 Matrosen
waren.
Des
Samstags Nachmittag um 3 Uhr ging das Schiff vom Land, wo wir
Deutschland das Lebewohl wünschten. Manchen auf dem Schiff
kamen die Tränen in den Augen, daß sie das Vaterland
verlassen müßten. Allein die schöne Musik, welche
uns auf dem Schiff begleitete, machte alle wieder frisch und froh.
Dieses Frohsein dauerte aber leider nicht lange, nämlich
- da wir einen halben Tag gefahren hatten wurden schon viele krank
und unwohl, denn das Übergeben begann. Dieses Übergeben
dauerte aber auch mit den meisten nicht lange, höchstens
3-4 Tage. Freilich, viele waren darauf, die auch länger krank
waren.
Und endlich ging das Schiff über die große
See, bis wir endlich Land sahen. Da war allen, nachdem sie 15
Tage geschifft hatten froh zu Mutesn [?]. Wie sahen erst wenig
Land, allmählich mehr über mehr, und zuletzt kamen wir
in Neujork an. Bevor wir aber in New York kommen, stiegen wir
aus dem Hauptschiff und wurden samt unserer Kisten und Kasten
mit einem kleineren Schiff nach New York gebracht. Wir kamen abends
in New York, und das anderen Abend ging es mit der Eisenbahn wieder
weiter. Wir nahmen den Schnellzug, und wir kamen in 3 Tagen bis
Deierswille. Dort hielten die Eisenbahn Wagen an und wir stiegen
aus und unser Onkel stand gleich da und reicht uns die Hand. Er
ließ Wagen und Pferde holen um unsere Sachen nach sich zu
Haus zu bringen. Die Jünglinge und Jungfrauen wurden gleich
in Empfang genommen. Der eine wurde hier Knecht der andere da;
die eine hier Magd und die andere da. Die Mägde verdienten
80-84 Thaler und die Knechte 150-175. Wir aber blieben bei unserem
Onkel.
Wie
wir dort eine zeitlang gewesen waren kauften wir uns eine Bäuerei
von 200 Acker wo wir jetzt froh und vergnügt mit unseren
Eltern aufleben. Wir haben jetzt 4 gute Pferde und Lichtmess bekommen
wir noch ein junges dabei; wir haben 27 Schweine, 5 Kühe
und zwei Kälber, 14 Hühner und 1 Hahn auch 3 Enten.
Auch in Betreff der Relgion ist es hier recht gut, denn am ersten
Sonntag wo wir in Amerika waren kommunizierten die Kinder; die
Mädchen gingen alle in weißer Kleidung und hatten eine
brennende Kerze in der Hand welches die Knaben auch hatten und
von Orgelbühne wurde feierlich gesungen.
Hier in Amerika werden jetzt die Schweine verkauft
sie haben einen guten Preis nämlich 100 Pfund für 7½
Thaler. Unser Onkel hat 19 Fette verkauft und dies hoffen wir,
wenn Gott mit uns ist auch können im nächsten Jahre.
Man braucht sich hier nicht zu plagen mit dem Fettfüttern
der Schweine wie in Deutschland, sie bekommen 3 mal täglich
Welskorn welches bei Euch der türkische Weizen ist und dabei
saufen sie kaltes Wasser. Man braucht sich auch im Ganzen nicht
so viel zu quälen wie bei Euch wohl in der Ernte, dann geht
es so quick wie man hier sagt, als es kann, aber jetzt ist es
Winter? In Deutschland sitzen jetzt die meisten oder gar viele
Leute im Webstuhl, wir tun nichts anderes als ein wenig Holzhacken
und wenn mal ein guter Jagdtag ist, dann nimmt man sein Gewehr
und geht auf die Jagd hier darf ein jeder wer nur Lust hat auf
die Jagd gehen. Wenn man hier auf die Jagd geht so kann man recht
vieles sehen welches man schießen kann wie Hasen, Fasanen,
welche so groß sind wie Hühner, Quals welche fast so
groß sind wie bei Euch die Feldhühner, zuweilen auch
Hirsche, Rehe, Fuchs, wilde Katzen und noch mehreres.
Ich
muß schließen mit meinem Schreiben; sei vielmals von
uns gegrüßt. Grüße auch Heinrich Nieland
und alle unsere Freunde, grüße auch Edmund Rowe wenn
Du kannst. Unsere Eltern tun Eure Familie recht herzlich grüßen,
auch einen Gruß an Emma und Tesings-Kinder. Lasse Heinrich
Nieland den Brief auch lesen; deine Freunde H. Und Bern Jasper.
Unsere Adesse ist:
An
Johann Heinrich Jasper bei Dreierswille
Dubuque Co Iowa.
Nord Amerika
Aber gerade so wie sie hier steht;
Schreibt bald wieder;
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